Erhöhungen der Abschläge für Strom und Gas im Januar, nun Reduzierungen und Rückzahlungen und weitere Ungewissheiten hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen – ein Grund für den guten Besuch beim öffentlichen Stammtisch der CSU mit Raimund Vollbrecht, Geschäftsführer der Feuchter Gemeindewerke (fgw).
80% der Stromversorger und 90% der Gasversorger liegen bei ihren Tarifen über dem staatlichen Preisdeckel, auch die fgw. Raimund Vollbrecht: „Wir kaufen seit vielen Jahren strategisch im Voraus ein. So sichern wir uns zuverlässig die benötigten Mengen und können damit verlässlich kalkulieren. Viele der Billiganbieter kaufen tagesaktuell an der Strombörse – ein Grund dafür, dass bereits im Jahr 2021 etliche davon insolvent wurden und deren Kunden in die Grundversorgung des örtlichen Anbieters fielen.“ So seien im letzten Jahr rund 400 Strom- und Gaskunden neu für die Feuchter Gemeindewerke hinzugekommen, deren zusätzliche Mengen zu hohen Börsenpreisen nachgekauft werden mussten. Stadt- und Gemeindewerke können rückläufige Börsenpreise nur zeitversetzt an die Kunden weitergeben. „Wir werden auch zukünftig die langfristige Beschaffung von Strom und Gas beibehalten und damit die Versorgungssicherheit gewährleisten“, so der fgw-Geschäftsführer, der für 2024 eine Senkung der Preise in Aussicht stellt. Verwaltungstechnisch bedeuten die Vorgaben der Regierung einen enormen Aufwand, wie etwa bei der Umsetzung der Preisbremsen: „Dadurch entstanden hohe finanzielle Belastungen für die Werke und die Kommunen – bei uns allein rund 50.000 € für die IT-Umsetzung und dazu noch viele Überstunden der Beschäftigten.“
Bekenntnis zur Energiewende
Natürlich bekennen sich die Feuchter Gemeindewerke zur Energiewende, sind an sieben Onshore-Windparks beteiligt und betreiben sieben große und drei kleinere Blockheiz-kraftwerke sowie zwei kleinere Photovoltaikanlagen im Ortsgebiet. 2023 gibt es vier weitere Beteiligungen an Freiflächen-PV-Anlagen, erklärte Raimund Vollbrecht und kam auf die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt und die politischen Rahmenbedingungen zu sprechen: „Von der Politik wurde signalisiert: Die Stromtrassen werden kommen, sie sind erforderlich für die Energieversorgung und den Ausbau der Erneuerbaren. Allerdings haben wir Versorger Bedenken hinsichtlich der zeitnahen Umsetzung der notwendigen Strominfrastruktur. Ein unkoordinierter Ausbau zwischen den Erzeugungsanlagen und dem Stromverteilnetz führt zu einer starken Zunahme von Abregelungen und Ausgleichs-zahlungen. Der Anstieg dieser Kosten müsste über die Netzentgelte an die Abnehmer abgewälzt werden. Zusätzliche Kosten von bis zu 100€ pro privaten Haushalt jährlich sind denkbar.“
Daher brächte die nahe Zukunft viele Herausforderungen – wie etwa beim Ausbau der Onshore-Windkraft. Der jährliche Zielwert ab 2027 betrage 10 Gigawatt Leistung. Dies bedeute den Neubau von 6-8 Anlagen pro Arbeitstag. Allein für Fundamente und Türme würde dazu rund 1/6 der gesamten deutschen Betonfertigungskapazität benötigt – mit Folgen für andere Maßnahmen etwa im Wohnungsbau oder der Infrastruktur.
„Generell ist der Ausbau von Tagesspeichern für Photovoltaikanlagen ebenso zwingend erforderlich wie der Zubau von flexiblen konventionellen thermischen Kraftwerken – ins-besondere für Nachtstunden und im Winterhalbjahr“, so Raimund Vollbrecht, der sich enttäuscht zeigte, dass es von den Bundesministerien keinen Rettungsschirm für kommunale Stadtwerke gab. „Dennoch arbeiten wir weiterhin daran, die Energiewende vor Ort weiter voranzubringen und dabei den Verbrauchern eine gesicherte Versorgung zu gewährleisten. So sind auch die Gasnetze in Feucht schon zu großen Teilen H2 -Ready und es gibt Überlegungen zu Fernwärme- bzw. Quartierswärmeversorgung.“
Eine anschließende, rege Diskussion und viele Einzelgespräche von interessierten Teilnehmern mit dem fgw-Geschäftsführer belegten die Relevanz der Thematik und zeigten wieder einmal die Vorteile eines örtlichen Versorgers auf, der „näher am Kunden“ und im Gegensatz zu vielen übergroßen Firmen an direktem Kontakt und unmittelbaren Rückmeldungen interessiert ist.
CSU