Der Batteriespeicher im Wendelsteiner Gewerbegebiet wirkt unscheinbar. Doch das in Bayern einzigartige Vorzeigeprojekt in der Johann-Höllfritsch-Straße stößt zwischenzeitlich im In- und Ausland auf Interesse. Kürzlich informierte sich eine Delegation der deutsch-schwedischen Handelskammer über die Wendelsteiner Aktivitäten zur Energiewende, letzte Woche eine Abordnung aus Feucht mit Bürgermeister Konrad Rupprecht. CSU-Fraktionsvorsitzender Oliver Siegl und CSU-Ortsvorsitzender Alexander Hommel erhielten dabei zusammen mit Marktgemeinderat Herbert Bauer einen Einblick in das Projekt im gemeinsamen Mittelzentrum.
eim Batteriespeicher tragen 84 Batterien aus Fahrzeugen von Audi-A3 und Q7 mit ihrem „zweiten Leben“ zur Netzstabilität bei. Gebaut haben den Batteriespeicher die Gemeindewerke Wendelstein Bürgerkraftwerk GmbH, ein Tochterunternehmen der Gemeindewerke Wendelstein (GWW) und der N-Ergie Regenerativ GmbH, erklärte Geschäftsführer Stefan Mull den Besuchern. Finanziert wurde er von den Bürgern, die in die Bürgerkraftwerk GmbH Kapital zur Umsetzung der Energiewende vor Ort eingebracht haben, ergänzte Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhans. „Rund 1,5 Millionen Euro wurden von mehr als 100 Bürgerinnen und Bürgern insgesamt eingezahlt und davon etwa 500.000 € für dieses Projekt verwendet.“ Verwirklicht wurde der Batteriespeicher mit den regionalen Partnern N-Ergie aus Nürnberg, der Firma Covalion GmbH aus Erlangen als Spezialist für Energiespeichersysteme sowie der Audi AG. Damit wirkten Fachleute aus Energieunternehmen, dem Anlagenbau und der Automobilbranche zusammen, berichtete Bürgermeister Langhans den CSU’lern aus Feucht.
Herzstück der Anlage sind 84 Autobatterien, die aus Audi-Testfahrzeugen stammen. Die GWW Bürgerkraftwerk GmbH hat die Anlage an die N-Ergie als deren Betreiber langfristig vermietet. Diese vermarktet den Strom aus dem Speicher als sogenannte Primärregelleistung an der Strombörse. „Die Primärregelleistung sorgt für den Ausgleich bei Lücken zwischen Stromerzeugung und Verbrauch, denn die Netzfrequenz muss bei konstant 50 Hertz liegen. Der Batteriespeicher trägt dazu bei, die Stabilität im Stromnetz sicherzustellen“, so Geschäftsführer Stefan Mull. „Es ist damit ein verbrauchsorientiertes Angebot, und die Batterien werden je nach Bedarf geladen oder entladen. Dabei liegt die Reaktionszeit innerhalb von drei Sekunden.“ Das gesamte Vorhaben habe mehrere Gewinner, erklärte Wendelsteins Bürgermeister: „Die Bürger erhalten für ihre Investition auf 10 Jahre eine feste Rendite von 2,5%, die Energieversorger profitieren im Sinne der Netzsicherheit und wir können in unserem Gewerbegebiet die Versorgungsfrequenz sicherstellen.“ Zudem ist auch die Firma Audi an Rückmeldungen über die Lebensdauer ihrer Autobatterien interessiert. Angesichts der gleichbleibenden Temperatur und einer Ladung von zumeist etwa der Hälfte der Gesamtkapazität erwarten Langhans und Mull eine lange Haltbarkeit als bei der Verwendung in Kraftfahrzeugen. Ersatzbatterien für kurzfristige Ausfälle stünden ohnehin parat.
Die schwedische Delegation hatte bei ihrem Besuch erklärt, dass das Wort „Energiewende“ auf Schwedisch auch „Energiewende“ heißt. Es wäre schön, wenn mit solchen Projekten wie in Wendelstein neben der Bezeichnung „Energiewende“ auch der Begriff „Versorgungssicherheit“ international zu einem deutschen Markenzeichen werden könnte, formulierte Oliver Siegl und bekräftigte sein Anliegen, als Bürgermeister Vorhaben dieser Art fördern zu wollen. Darüber hinaus will er die Zusammenarbeit im gemeinsam Mittelzentrum Feucht-Schwarzenbruck-Wendelstein intensivieren und sieht den Informationsbesuch in Wendelstein als einen Schritt dazu. „Wir haben viele interessante Projekte und Einrichtungen, die in den anderen Kommunen noch zu wenig bekannt sind. Wir müssen daran arbeiten, die interkommunale Zusammenarbeit noch mehr zu verbessern – im Hinblick auf die gegenseitige Information aller, weiterer Verbesserungen der Dienstleistungen für die Bürger und möglicher Kostenoptimierungen“, formulierte Siegl eines seiner Ziele als Bürgermeister für Feucht und Moosbach. Um hier in der neuen Amtsperiode einiges auf den Weg zu bringen, wären gemeinsame Sitzungen bzw. Projekttage der kommunalen Gremien aus den drei Gemeinden des Mittelzentrum sicher hilfreich. Mit Feuchter Bienenhonig – energiereich und nachhaltig – dankte Alexander Hommel für die informative Führung. Gemeinsam mit Wendelsteins Bürgermeister Werner Langhangs wollen die CSU’ler aus Feucht an der Intensivierung der gegenseitigen Kontakte aus den drei Gemeinden des Mittelzentrums weiterarbeiten. Herbert Bauer